Tourenbericht Meteorologie-Kurs vom 21./22. Mai 2021

Am Freitagabend trafen sich 8 Nieseler zu einem ca. 2 stündigen Theorie-Input von Roger. Von Tourenvorbereitung mit dem 3×3, räumlichem Verständnis, Wetterlagen, Warm- und Kaltfronten und Tiefs, von unterschiedlichen Wolkenformationen, von Winden, von Prognostik und Messungen, Beobachtung auf der Anreise und vom «Wetter-Drehbuch» und Beobachtungen auf der Tour war die Rede.

Am Samstag dann die Wanderung mit Sinn und Zweck, das Wetter live vor Ort und in verschiedenen Geländekammern zu beobachten, kommentieren und antizipieren. Stimmt das «Wetter-Drehbuch», das wir gemäss Vorhersage im Kopf abgespeichert haben, mit den aktuellen Wahrnehmungen überein?

Da während der Nacht eine Front mit viel Regen über uns hergezogen war, legte Roger den Start nicht zu früh fest. Um 8:45 Uhr trafen wir uns in der Sibirienkurve und marschierten los rund um den Hondrichhügel. Schon bald stoppte Roger die muntere Truppe und legte eine grosse Europa-Karte auf den Boden. Darauf platzierte er mit verschieden farbigen Bergseil-Stücken Warm- und Kaltfront sowie Okklusion. Dazu kamen noch H und T für Hochs und Tiefs – und rein ging es ins Thema, wie das Wetter vor, in oder nach einer Front wohl ist. Neben der Theorie der Grosswetterlage durfte natürlich auch der regelmässige Blick in den Himmel nicht fehlen. Nachdem wir das schwere Europa bis nach Hondrich getragen hatten, wurden wir dort mit Kaffee und Gipfeli von Rogers Frau und Sohn verpflegt. Was für eine tolle Stärkung nach so viel Schufterei! 😉

Am Doppelbrunnen wurde sodann die Auswirkung vom Südföhn erläutert. Im einen Brunnenteil die Alpensüdseite – im andern Teil das Oberland. Das Wasser im Brunnen wird zum Wind, zu Kältesee – und so können wir uns die Auswirkungen plötzlich bildlich vorstellen.

Weiter geht’s mit dem Bus nach Friedegg, wo wir hoch Richtung Suld wandern. Wandern? Nein – Urs, der Seniorenobmann – geht mit so strammem Schritt voran, dass wir andern nicht wandern, sondern mehr hinterher keuchen… Nur gut, weiss Roger uns immer wieder etwas zu erzählen und hält den Trupp an. Einmal generiert er eine Wolke in der Pet-Flasche (ja, es braucht Feuchtigkeit und Russ-Partikel), einmal konstruiert er mit einer Solarzelle, einem Motörli, einer abgeschnittenen Flasche und einem Sack eine Wolke. Wann wird es eine Gewitterwolke – und wann nicht?

Das Zmittag genossen wir eingangs Suldtal. Entsteht da vom Graben her nun Aufwind? Sehen wir den Süd-Westwind an den Wolken über dem Niesen? Nach dem Zmittag wird uns eine eindrückliche Zeitraffer-Aufnahme der doch dynamischen Wolkenbewegungen vom Niesen Richtung Thun demonstriert. Und: Was ist eigentlich das «alpine Pumpen»?

Weiter ging’s direkt einen Hang hinauf in allgemeiner Richtung «Spitz». Aha – nun sehen wir wieder auf den See. Sieht man darauf den Talwind? Und die Bise – bläst sie noch? Und die Wolkenbänder – gibt’s Anzeichen für Gewittertürme?

Roger und «einfach etwas theoretisch erläutern»? Nein! Immer gibt es dazu «Anschauungs-Unterricht», Visualisierung, Vereinfachung trotz Fachbegriffen – und immer vollen Körpereinsatz. Phänomenal! Roger lebt das Thema Wetter mit Leib und Seele. Der Rucksack von unserem Lehrmeister muss auch noch erwähnt werden. Eine wahre Wundertüte! Was an Anschauungs- und Visualisierungsmaterial darin alles Platz hat – erstaunlich! Technische Geräte, elektronische Geräte, mechanische Geräte, ein Relief, ein Whiteboard, Stifte… Ja, so macht Lernen Spass! Das Thema «Wetter» finde ich kein einfaches, meine Physikkenntnisse sind limitiert – und so bleiben trotz all der Vereinfachungen einige Zusammenhänge und Wetterphänomene für mich persönlich zu kompliziert. Trotzdem: Irgendetwas wird hängen bleiben!  😊

Es war ein toller, intensiver und sehr lehrreicher Kurs. Ein grosses Merci an Roger – aber auch an alle Teilnehmenden für die interessierten Fragen, das Zuhören und Verstehen wollen. Es hat Spass gemacht mit euch!

Manuela Künzi

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