Senioren Ski-Tourenwoche Averstal, 10. bis 16.März 2024
Organisation: | Urs Hofer |
Bergführer: | Werner Stucki, Valendas |
Teilnehmende: | Aegerter Hansruedi, Berger Robi, Dähler Therese, Egli Kathrin, Frauenfelder Rosmarie, Hählen Esther, Hofer Urs, Josi Beat, Lehnherr Ueli, Schaer Samuel, Schmocker Annarösli, Schüpbach Konrad, Wittwer Paul |
Diese Tourenwoche war geprägt, von den kurz zuvor eingetroffenen grossen Neuschneemengen. Im Averstal galt für die ganze Woche die Lawinengefahrenstufe 3 (erheblich). Dies brachte unseren äusserst erfahrenen Bergführer Werner Stucki allerdings nie in Verlegenheit. Er verstand es bestens, die Verhältnisse richtig einzuschätzen, und er führte uns jeden Tag sicher und gekonnt zum vorgesehenen Ziel. Mit der stets selbst gelegten Spur, dem gewählten Tempo und den eingelegten Pausen nahm er optimal Rücksicht auf unsere Seniorengruppe. Damit trug er zusammen mit den meist sehr guten Schnee- und Wetterverhältnissen wesentlich zu einer erfolgreichen Tourenwoche bei.
Im Hotel Bergalga, Am Bach (2 km vor Juf) wurden wir mit einer abwechslungsreichen Küche – mit vielen einheimischen Produkten – verwöhnt. Dies, sowie die freundliche und aufmerksame Bedienung trugen zu einem angenehmen Aufenthalt bei.
Die Tourenwoche war von Urs Hofer wiederum bestens organisiert und verlief erfreulicherweise unfallfrei.
Sonntag, 10. März
Gewisse Zweifel, ob alle 13 Personen mit dem umfangreichen Gepäck im Neukomm-Bus Platz finden werden, erübrigten sich rasch: der «Oldtimer-Bus» konnte wegen eines Defektes gar nicht eingesetzt werden. Stattdessen stand am Bahnhof Spiez ein kleiner 14-Plätzer-Bus ohne Gepäckabteil bereit – zum Glück aber mit einem Anhänger. Pünktlich um 11:00 Uhr gings los; Urs Hofer fuhr uns bei bedecktem Himmel und mässigem Verkehr über Brünig und Hirzel zur Raststätte Glarnerland. Nach der Pause übernahm Paul Wittwer das Steuer und weiter gings nach Sargans auf die A 13, welche wir in der Rofflaschlucht verliessen. In Chur hatte Regen eingesetzt, der immer stärker wurde und ab Thusis in Schneefall überging. In Ausserferrera war vorerst fertig; für die verbleibenden rund 20 km mussten die Schneeketten montiert werden. Ankunft im Berghotel Bergalga auf 2030 m ü. M. um ca. 16:00 Uhr. Werner Stucki reiste von Valendas mit dem PW direkt an – dank 4×4 ohne Ketten. Begrüssung, Zimmerbezug, der übliche Apéro um 17:30 Uhr und ein überraschendes vegetarisches Nachtessen rundeten den Tag ab.
Montag, 11. März
Ein wunderschöner Wintertag mit fantastischen Schneeverhältnissen; morgens – 8 °. Unser Ziel: der «Bödagrat» (2867 m); ca. 880 Hm. Start um 09:00 Uhr mit einer kurzen Abfahrt direkt vom Hotel in die «Bergalgaböde» (1988 m). Im Talboden gings vorerst dem gespurten, nur leicht ansteigenden Weg entlang (Winterwanderweg und Langlaufloipe). Nach einer guten halben Stunde verliessen wir diesen und stiegen nach rechts teils ziemlich steil hoch «Uf da Böda» (2642 m). Über mehrere «Böda» gings dann nicht mehr ganz so steil weiter auf den «Bödagrat». Dieser zieht sich in die Länge und hat weitere «Böda». Angesichts der für den ersten Tag recht anspruchsvollen Tour verzichteten wir auf den höchsten Punkt und genossen auf dem vorletzten Böda (gut 2800 m) eine längere Mittagsrast. Die anschliessende Abfahrt durch unberührte Pulverhänge hinunter zur «Chalberhütta» war ein erstes Highlight dieser Woche. Von dort gings zeitweise mit Doppelstockstössen und Schlittschuhschritten zurück in den «Bergalgaböda», wo wir auf der Terrasse des Skipintli den Durst löschten. Danach hiess es nochmals die Felle montieren für den kurzen Aufstieg zum Hotel.
Nach dem Duschen gabs in der Gaststube wie üblich einen Tisch mit 4 Jassenden. Immer dabei auch Koni. Plötzlich ging mit einem Knall die Türe auf, und ein laut bellender Hund stürzte sich auf ihn. So verdutzt hatten wir Koni wohl noch nie gesehen. Er hat seinen Pando zwar sofort erkannt; aber wie kommt dieser von Spiez ins Averstal? Als kurz darauf seine Gattin Margrit eintrat, war wenigstens diese Frage geklärt. Dem Dialog der beiden durften wir dann entnehmen, dass am nächsten Tag ihr 47. Hochzeitstag war. Margrit kam also extra für eine Nacht ins Averstal, um Koni zu überraschen. Nun – die Überraschung war vollkommen geglückt!
Dienstag, 12. März
Bedeckter Himmel, morgens – 5 °. Unser Ziel: das «Hougrätli» (2638 m); ca. 750 Hm. Start um 09:00 Uhr, mit dem Bus zum Parkplatz Grosshorn zwischen Pürt und Cresta (unsere Skis mussten wir in den PW von Werner einladen). Auch hier zuerst eine kurze Abfahrt zur Brücke über den Averser Rhein (1890 m). Dann ein steiler Aufstieg im tiefen Pulverschnee durch einen märchenhaften Winterwald. Oberhalb der Waldgrenze suchte Werner vorerst erfolglos eine geeignete Querung des tiefen Grabens vom Cherlibach. Erst auf rund 2400 m konnten wir auf die andere Seite wechseln. Inzwischen war Wind aufgekommen, der mit jedem Höhenmeter stärker blies. Den letzten sehr steilen Anstieg aufs «Hougrätli» absolvierten wir aus Sicherheitsgründen einzeln und mit jeweils grösserem Abstand zum Nächsten. Auf dem Grat selbst tobte ein Sturm; wir suchten auf der Rückseite in einer Mulde etwas Schutz. Aufgrund der garstigen Bedingungen entschied Werner, nach kurzer Pause runterzufahren. Dabei waren im obersten Teil die Voraussetzungen (Wind, Schneeverfrachtungen und Harstschnee) nicht besonders gut. Weiter unten – wir blieben auf der linken Seite des Cherlibachs – gabs jedoch wunderschöne unberührte Hänge mit Pulverschnee. Auch das Wetter hatte sich inzwischen stark verbessert; sogar die Sonne zeigte sich ab und zu. Eine Herausforderung wurde die Querung des Cherlibachgrabens. Aber auch hier fand Werner eine spektakuläre Lösung, die wir alle als «Grabenabfahrt» in bester Erinnerung behalten werden. Im untersten bewaldeten Teil gabs dann nochmals Pulverschnee vom Feinsten.
Anschliessend fuhren wir nach Juf, wo im Gasthaus Alpenrose alle den Durst oder die Lust auf Süsses stillen konnten.
Mittwoch, 13. März
Bedeckt, Nebel, leichter Schneefall, morgens – 2 °, ca. 10 cm Neuschnee. Unsere Route: Juf (2125 m) – Stallerberg (2580 m) – Uf da Flüe (2775 m); ca. 650 Hm. Start um 10:00 Uhr, mit dem Bus nach Juf. Dieser Tag war geprägt durch ständige Wetterwechsel: Schneefall, Wind, Nebelbänke aber auch Sonnenschein. Durch die frisch verschneiten und völlig unberührten Hänge zog Werner eine ideale Spur im zunehmend steileren Gelände. Nach kurzer Zeit folgten zahlreiche weitere Tourengänger unserer Aufstiegsspur; offenbar hatten sie gewartet, bis jemand «vorspurte». Während unserer Trinkpause kurz vor dem Übergang Stallerberg erfuhren wir, dass die meisten von ihnen nach Bivio unterwegs waren. Wir selbst zweigten von dieser Route ab und steuerten unser Ziel «Uf de Flüe» an. Auf dem nur noch leicht ansteigenden Plateau blies uns ein unangenehmer Wind entgegen, der immer stärker wurde und am Ziel in einen veritablen Sturm ausartete. Deshalb: Felle weg, kurz etwas trinken und rasch wieder nach unten. Auch die Schneeverhältnisse waren an diesem Tag durchzogen: von Windharst, über schönen Pulver bis hin zu Nassschnee war alles dabei. Zurück in Juf kehrten wir erneut im Gasthaus Alpenrose ein.
Donnerstag, 14. März
Schönes Frühlingswetter, morgens – 2 °. Unsere Route: Pürt (1920 m) – Bandflue – namenloser Felskopf oberhalb der Bandseen (2730 m); ca. 810 Hm. Start um 09:30 Uhr, mit dem Bus nach Pürt. Am Vortag hatte die Sonne den Schnee auf der rechten Talseite durchnässt. Über Nacht gefror dieser, so dass einige von uns schon im Aufstieg von der bevorstehenden Sulzabfahrt schwärmten. Heute schien die Sonne so heiss, dass wir rasch ins Schwitzen gerieten. Einigen machte die Hitze zu schaffen; deshalb blieben sie bei den Bandseen und machten dort eine grössere Pause. Die anderen stiegen noch eine gute halbe Stunde weiter auf. Werner schlug dann vor, angesichts der Hitze nicht mehr weiterzugehen. Für den Rückweg fand er wieder Hänge, die keine Wünsche offenliessen. Oben wunderbarer Pulverschnee, weiter unten fantastischer Sulzschnee und nur ganz unten war der Schnee so durchnässt, dass nicht mehr alle Freude daran hatten.
Zurück bei den Autos schlug Werner vor, den Durst und Hunger diesmal an einem anderen Ort zu stillen. So fuhren wir talauswärts ins Gasthaus Walserstuba in Cröt. Gross war unsere Überraschung, als wir dort offensichtlich bereits erwartet wurden. Für 14 Personen war ein Tisch vorbereitet, und bevor wir uns setzen konnten, wurde nicht nur ein feiner Weisswein serviert; da wurden gleich auch noch Platten mit feinsten Bündnerspezialitäten aufgetischt.
Nach einigen Minuten lüftete Werner das Geheimnis: Er absolviere dieses Jahr zum 30. Mal mit den Seniorinnen und Senioren des SAC-Niesen eine Tourenwoche. Als Dank für diese langjährige Treue lade er uns heute zu diesem Apéro Riche ein. Zudem habe er in den letzten 10 Tourenwochen mit Urs als Organisator nur beste Erfahrungen gemacht. Als Dank dafür überreichte er Urs das Buch «Schauplatz Avers: Geschichten einer Landschaft» von Ina Boesch mit einer persönlichen Widmung.
Mit grossem Applaus bedankten wir uns bei Werner für diese völlig unerwarteten grossartigen Gesten.
Freitag, 15. März
Weiterhin warmes Frühlingswetter, morgens – 1 °. Unser Ziel: Von der Abzweigung Unterplatta (zwischen Cresta und der Lezibrücke) Punkt 1877 m, auf die «Grimsla» (2651 m); ca. 770 Hm. Start um 09:30 Uhr, mit dem Bus bis «Uf da Bächa». Erneut hart gefrorener Schnee im Aufstieg, vorerst über ein Strässchen, vorbei an ausgebauten und gut erhaltenen ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäuden. Bei den Stallungen auf Oberplatta (2140 m) meldeten einige bereits an, dass sie nur noch bis zum Punkt 2283 m aufsteigen und dann hier auf Oberplatta die Rückkehr der übrigen abwarten werden. Für den steilen Aufstieg zur Plattner Alpa montierten wir die Harscheisen – ein Novum in dieser Woche. Bis wir auf dem höchsten Punkt des «Grimsla» standen, galt es noch einige steile Erhebungen zu überwinden. Nach einer kurzen Verpflegungspause gings hinunter nach Oberplatta. Zuoberst war noch etwas diffuses Licht und leichter Windharstschnee. Weiter unten konnten wir bereits Sulzschnee geniessen. Von Oberplatta bis zu unserem Bus hinunter herrschten wieder fantastische Sulzschneeverhältnisse – ein würdiger Abschluss unserer Tourenwoche.
Da wir früh zurück waren, bot uns Werner an, noch kurz ins nahegelegene wilde «Val Madris» zur Wildbeobachtung zu fahren. Das konnten wir dem passionierten Jäger nicht ausschlagen. Und tatsächlich sahen wir teils von blossem Auge, teils mit seinem speziellen Fernrohr Hirsche und Gämsen, wie man sie sonst eher selten zu Gesicht bekommt.
Durst und Hunger stillten wir anschliessend wie am Vortag im Gasthaus Walserstuba in Cröt.
Zurück im Hotel Bergalga verabschiedeten wir uns von Werner, der gleich abreisen musste, weil er am Abend noch einen wichtigen Termin hatte.
Samstag, 16. März
Nach einem letzten feinen Frühstück und der Verabschiedung unserer sehr angenehmen Gastgeberin traten wir um 08:30 Uhr die Rückreise an. Bei freundlichem Reisewetter und mässigem Verkehr fuhr uns Urs bis zur Raststätte Glarnerland. Nach der Pause übernahm wieder Paul das Steuer und brachte uns diesmal über den Sattel (statt Hirzel) zurück nach Spiez; Ankunft: 13:30 Uhr.
Ein grosses Dankeschön gilt den beiden Fahrern, die uns mit dem ungewohnten Gefährt, bei teils misslichen Strassenverhältnissen, die ganze Woche sicher und gekonnt chauffiert haben.
Text: Samuel Fotos: Rosmarie
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