Tourenbericht Senioren Nationalpark Wanderungen, 31. Juli bis 04. August 2023

Tag 1:

Nach einem kleinen Startmenü im Restaurant Crusch Alba gings zirka 500 m der Ofenpassstrasse entlang am Nationalpark Infozentrum vorbei bis zur Abzweigung nach Prasüra. Anschliessend der nordwestlichen Nationalpark Begrenzung entlang durch wunderschöne Arvenwälder steil bergwärts bis auf über 2000 m. Zu aller Verwunderung konnte man schon bald die Cluozza Hütte am Gegenhang erkennen. Die meisten hatten die Hütte nicht auf der Gegenseite des Baches vermutet. Ab da gings im abschüssigen Gelände in ständigem Auf- und Ab der steilen Bergflanke entlang und am Schluss wieder abwärts zum Bach Ova da Cluozza. Nach einer letzten Rast erreichten wir in einem zwanzigminütigen Aufstieg die Chamanna Cluozza, wo wir von freundlichem Personal mit einem Willkommens Tee empfangen wurden. Die Unterkunft war in den sehr engen Zimmern, praktisch ohne Ablagen und sehr wackligen Etagenbetten, doch eher spartanisch eingerichtet und für den Ein- und Ausstieg ins obere Bett beinahe der gefährlichste Teil des Tages.

Tag 2:

Da ab Mittag Regen angesagt war, starteten wir früh, nach einigen Chi Gong Übungen mit Res, kurz nach dem Morgenessen steil aufwärts Richtung Fuorcla Murter. Vom typischen Nationalpark Vogel, dem Eichelhäher, wie auch von anderen Vögeln war keine Spur zu sehen oder zu hören. Dafür wurden wir mit dem Anblick von Murmeltieren und einer grossen Anzahl von Steinböcken direkt an der Aufstiegsroute fürstlich belohnt. Auf dem Pass angekommen genossen wir nur kurz die Umgebung, bevor wir wegen des aufkommenden Nebels über teilweise steiles und nicht ganz einfaches Gelände zum Fluss Spöl abstiegen. Leider setzte im untersten Teil der Regen ein, so dass Schirm und Regenschutz aus den Säcken «ausgegraben» werden mussten. Die Überquerung der Spöl führte über eine eindrückliche Holzbrücke mit Sicht, wohl an die 80 Meter, ins Tobel und mit Sicht talwärts auf den Stausee Lai d’ad Ova Spin. Die gut hundert Meter Aufstieg zur Ofenpassstrasse bis zum P 3 erreichten wir in 15 Minuten bei feinem Nieselregen. Da der Regen nun intensiver wurde, beschlossen wir, bis auf 3 Unverwüstliche, den Rest der Etappe bis nach Il Fuorn per Postauto zurückzulegen. Die halbstündige Wartezeit verbrachten wir wegen des zunehmenden Regens teils eng an den Unterstand gepresst oder auf der Bank stehend einigermassen am «Schärm». Georg, Rosmarie und Katharina nahmen die 2 ½ Zusatzstunden, trotz teilweise intensiven Regens, über Badachül nach Il Fuorn unter die Füsse, derweil die übrigen sich im Hotel Il Fuorn mit warmen Getränken aufwärmten und sich, wohl auch wegen fehlendem Feuerwerk am Nationalfeiertag im Nationalpark unserem Nationalsport, dem Jassen widmeten.

Tag 3:

Der Tag versprach besseres Wetter, so dass wir nach der Postautofahrt auf den Ofenpass die Wanderung durch den wunderschönen Arven Wald in einer Traumlandschaft Richtung der Fuorcla Funtana da S-Charl aufstiegen. Das beliebte Skigebiet der Münstertaler und der Italiener aus dem Vinschgau liegt oberhalb der Oberalpstrasse. Auf dem Pass angekommen, kam uns ein Paar vom Hügel mit 2418 Meter ü.M. entgegen und informierte uns über eine Vielzahl von Edelweissen, die wir unbedingt ansehen müssten. Der kurze Aufstieg ohne Rucksäcke verlief beinahe als Wettrennen. Oben angekommen fanden wir lediglich ein paar einzelne Edelweisse. Viel schönere Exemplare in ganzen Gruppen konnten wir am Vortag im Nationalpark bewundern. Beim sanften Abstieg nach S-Charl unterhielten wir uns bei einer Rast vor einem imposanten Felsbrocken mit einer ruhenden Kuh davor, mit einer 5-köpfigen Familie, welche uns die ganze Tour bis zur Sesvenna Hütte immer wieder begegnete. Wegen der frühen Ankunft in S-Charl kam es nach einer kurzen Dorfbesichtigung im wunderschönen Weiler wiederum zu einem ausgiebigen Jass.
Am späten Nachmittag stiess Konrad mit dem Postauto von Scuol herkommend ebenfalls zu uns und spendierte sogleich den Apèro vor dem ausgezeichnet mundenden Nachtessen. Esther entschied sich wegen des schmerzenden Fusses, den Rest der Tour nicht mehr mitzumachen. Sie fuhr am nächsten Tag nach Scuol und erwartete uns für die Heimreise in Sent Sur En

Tag 4:

Der Wetterbericht versprach nichts Gutes, so dass wir früh der Aua Sesvenna entlang zur Alp Sesvenna aufstiegen. Von da gings über das wunderschöne und idyllische Tal und anschliessend über steiniges Weidegebiet mit vielen Rindern zum letzten steilen und schweisstreibenden Aufstiegscouloir vor dem Lai da Sesvenna. Nach der wohlverdienten Rast und etlichen Fotos des von Wollgras umgebenen Natursees legten einige den Rest bis zur Fuorcla Sesvenna stark «schnaufend» für andere etwas gemütlicher zurück. Auf dem Pass bei zeitweisem Sonnenschein aber auch bei mässigem Westwind verblieben wir nicht allzu lange. Der Abstieg zur Sesvennahütte erforderte noch einmal volle Konzentration in einigen Steilpassagen. Nicht schlecht staunten wir ob einer Gruppe von Bikern des SAC Bern, welche ihre Bikes teilweise geschultert, teilweise stossend den gleichen Weg Richtung S-Charl in umgekehrter Richtung unter die Füsse nahmen. Wie diese das steile Couloir meisterten, bei welchem wir im Aufstieg auf allen Vieren hinaufgekraxelt sind, bleibt wohl allen ein Rätsel. Die Sesvenna Hütte ist eher ein Hotel mit unzähligen Tagesgästen und vielen Bikern, welche aus dem Vinschgau anreisen. Anstelle des Jassens wurde wiederum, unter unterhaltsamen Gelächtern, der »Molotov» gespielt. In der Nacht zog ein heftiges Gewitter, dem Lärm nach auch mit Graupel versehen, über die Gegend.

Tag 5:

Beim zeitigen Frühstück am Morgen erklärte uns der Hüttenwart, dass es laut seinem Wetterapp eigentlich schon regnen müsste. Deshalb zogen wir unverzüglich hoch zum Schlinigpass und in nassem Gelände Richtung Uina Schlucht. Diese bekannte Schlucht war das absolute Highlight des Tages. Ein in Felsen gehauener Weg weit oberhalb des rauschenden Baches, aber gut mit Geländern und Absperrungen gesichert, ist nichts für Ängstliche. Der Nebel zauberte zudem eine mystische Stimmung über die Schlucht. Nach der Schlucht erwartete uns noch ein langer Abstieg auf guten Wegen bis Sur En. Einige wenige spürten wohl die Strapazen der letzten Tage und nahmen es etwas gemütlicher. Zu aller Freude kam uns Esther im untersten Teil des Uina Tals entgegen. Zu einem Schlusstrunk mit feinem Früchtekuchen lud uns Georg nach der heutigen Wanderung ein. Er wird nächstens eine Reise nach Südafrika machen. Man weiss ja nie, ob nicht ein Löwe Appetit auf Georg haben wird. Die Abfahrt mit dem Postauto erfolgte eine Stunde früher, da einige Interesse bekundeten, sich Scuol mit seinen schönen Engadiner Häusern noch etwas näher anzuschauen.

Besten Dank allen Teilnehmern für die flotte Kameradschaft und die grosszügige Übernahme der jeweiligen Konsumationen.

Urs Hofer

 

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